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2. Fachtagung 2025 mit positiver Resonanz
- auch im Online-Format gehaltvoll und lebendig -
Strukturen schaffen - Kompetenzen stärken

Unter diesem Motto nahmen am 8. Mai neben Fachpublikum und Vertretern der Hospiz- und Palliativverbände aus allen vier Bundesländern der Region Südwest auch Ansprech-partnerinnen der Gesetzlichen Krankenkassen aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland teil, sowie Vertreter kommunaler Stellen und aus Ministerien.
Eröffnet wurde die Runde der knapp 70 Teilnehmenden von Frau Staatssekretärin Dr. Ute Leidig, Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, Baden-Württemberg.
Sie bezog sich in Ihren Grußworten auf die Schwerpunkte der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland sowie auf die Entwicklung der Förderung der Netzwerkkoordination in regionalen Hospiz- und Palliativ-Netzwerken in den letzten drei Jahren, die im aktuellen Bericht des GKV-Spitzenverbandes vom März 2025 als sehr verhalten beschrieben wird, was unter anderem durch die Fördervoraussetzung der Beteiligung der Kommunen unter insgesamt schwieriger Haushaltslage bedingt sein kann. Sie bekräftigte die hohe Relevanz einer gut strukturierten und vernetzten Hospiz- und PalliativVersorgung, die letztendlich den Betroffenen durch hohe Versorgungsqualität sowie Versorgungskontinuität zugutekommen soll. Der Fachtag mit seinem diesjährigen Motto und den Beiträgen aus Forschung und Praxis schaffe für alle Anwesenden die Möglichkeit, dieses Bewusstsein zu vertiefen und neue Motivation zu schöpfen, um dazu beizutragen.
Nach einleitender Darstellung des Hintergrundes und des aktuellen Standes der Entwicklung der Netzwerkarbeit in der Region Südwest durch Angelika Obinwanne, Projektreferentin und Initiatorin des Fachtages, startete der erste Impulsvortrag zum Thema Netzwerkanalyse (nicht nur) in der Forschung.
Prof. Dr. Schütte-Bäumner, Professor für gesundheitsbezogene, klinische Sozialarbeit an der Hochschule Rhein-Main HSRM in Wiesbaden mit Forschungsschwerpunkten in Palliative Care machte deutlich, wie Forschung dazu beitragen kann, den Begriff Netzwerk zu klären, Lücken in den Strukturen aufzuzeigen, und die Anforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Kompetenzen der zentralen Netzwerkkoordination, zu beschreiben. Bezug wurde dabei hergestellt zu Erkenntnissen zur Netzwerkarbeit durch HOPAN, von Löwenstein et al. sowie Forschungsstudien der HSRM wie HoPaSoz und der aktuell laufenden Interview-Studie zu gelingender Netzwerkarbeit.
Eine gewisse Irritation benannte er bezüglich des Berichtes des GKV-Spitzenverbandes, da im Fazit und Ausblick der Eindruck entstünde, die verhaltenen oder gar rückläufigen Anträge auf Förderung nach § 39d SGB V seien darin begründet, dass die Netzwerkarbeit flächendeckend und eigenständig bereits gut funktioniere. Dem widersprechen die bisherigen Erkenntnisse aus der Forschung.
Anschaulich als Kompetenzhaus wurden die Faktoren Kommunikation, Organisation und Evaluation für eine gelingende Netzwerkarbeit dargestellt. Ein mögliches Curriculum hospizlich-palliativer Netzwerkarbeit sollte in Erwägung gezogen werden.
Anne Simmler, Netzwerkkoordinatorin im Hospiz- und Palliativnetzwerk, Landkreis Emmendingen, und Susanne Botthof-Schlitt, Netzwerkkoordinatorin aus dem Vogelsbergkreis konnten mit ihren Praxisberichten und Erfahrungen vieles zum vorangegangenen Impuls bestätigen und wichtige Schwerpunkte darstellen wie eine gemeinsame Identität, die geschaffen werden muss. Bei dem umfangreichen und anspruchsvollen Workload, die Partner gut zu vernetzen, neue Partner zu integrieren, Doppelstrukturen zu vermeiden, Transparenz zu schaffen und in vielen, kontinuierlichen Gesprächen nachhaltig zu gestalten sei der Neutralitätsstatus sehr hilfreich. Der Mehrwert zeige sich nach und nach in der vermehrten Wahrnehmung, zum Beispiel in der Zunahme der Anfragen durch Hausärzte zur optimalen Versorgung ihrer Patienten, aber auch in der Anerkennung der Rolle im Netzwerk sowie in der Öffentlichkeit.
Bei vielen positiven Aspekten wurde jedoch auch geäußert, dass die befristete, jährlich zu beantragende Förderung und das damit bedingte Weiterbestehen der Stelle nicht nur eine persönliche Belastung darstellt, sondern durchaus auch im Netzwerk Unsicherheit schafft.
Es folgte ein Gruppenaustausch zum Thema Was stärkt das Netzwerk und die Rolle der Koordination, das Michaela Endres, Koordinatorin des Hospiz- und Palliativkompass Karlsruhe, Netzwerk im Stadt- und Landkreis, einleitete und moderierte. Die Ergebnisse der Gruppen, die anschließend im Whiteboard gesammelt wurden, reflektierten wiederum die Erwartungen und Erfahrungen: Kontinuität, Verlässlichkeit, gemeinsame Identität, ein erkennbarer Mehrwert und eine konkurrenzfreie Grundhaltung wurden ebenso genannt wie Fachwissen, gute Struktur sowie ausreichend Zeit und eine stabile Finanzierung für die Netzwerkkoordination.
Auch wenn sich zwischenzeitlich die Teilnehmeranzahl u.a. aus Termingründen reduzierte, ergab sich auch im letzten Beitrag ein dynamischer, lebendiger Workshop mit praktischen Tipps und Tools zur Moderation im Netzwerk, sehr anschaulich vermittelt durch Eva Kramer-Well, Leitung des ambulanten Hospiz St. Martin, Stuttgart und mit viel Erfahrung als Dozentin und Referentin in verschiedenen Settings der Hospiz- und PalliativVersorgung.
So deckte das Programm dieses Fachtags sowohl theoretische als auch praktische Inhalte ab; die gehaltvolle Tagung war nach gut viereinhalb Stunden zu Ende – und weckt bereits das Bedürfnis nach Fortsetzung – dann gerne wieder als Präsenzveranstaltung. Denn, um Frau Kramer-Well zu zitieren: Netzwerke leben vom informellen Austausch – und der findet in den Pausen statt!